Di 06.10.2020

Innovative IFR-Verfahren implementiert

Austro Control ist Vorreiter, wenn es darum geht, auch bei schwierigem Terrain An- und Abflugverfahren nach Instrumentenflugregeln zu ermöglichen.
Alpine Gebiete stellen immer eine große Herausforderung für den Flugbetrieb dar, insbesondere im Herzen der Tiroler Alpen. Austro Control stand schon immer vor der Herausforderung auch in schwierigem Terrain die Zugänglichkeit nach IFR (Instrumentenflugregeln) zu ermöglichen.
 
Durch diese Herausforderung hat sich eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte entwickelt. Austro Control hat mittlerweile weltweit eine Vorreiterrolle übernommen, wenn es um die Implementierung von hochinnovativen Instrumentenflugverfahren geht. Konkrete Beispiele dafür sind einer der weltweit ersten RNP-AR (Required Navigation Performance with Authorization Required) und PBN Hybridanflüge (Localizer to RNP) für den internationalen Flughafen Innsbruck im Jahr 2005 bzw. 2013.
 
2018 wurde in Innsbruck mit der Veröffentlichung des ersten Präzisionsanflugs, der ausschließlich auf Augmented Satellite Navigation Systems (SBAS) basiert, ein weiterer Meilenstein gesetzt. Die von EGNOS gebotene dreidimensionale Flugführung ist vergleichbar mit der eines herkömmlichen ILS CAT I, jedoch ohne einige der Nachteile. Eine gründliche Signalanalyse, detaillierte Verfahrensplanung/-entwicklung und Validierung waren unerlässlich, damit die ursprünglichen Ziele und Erwartungen sogar übertroffen werden konnten. Die erfolgreiche Implementierung war nur möglich durch die enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des EU-Projekts IMPROWE, das von der Europäischen GNSS-Agentur (GSA) finanziert wird.
 
Das Projekt startete 2015 mit dem Ziel, die Einführung von GNSS-Verfahren auf Basis des European Geostationary Navigation Overlay Service (EGNOS) im Bereich des zivilen Luftverkehrs voranzutreiben, sowie die Betriebssicherheit und die Allwetterfähigkeit zu erhöhen. Die Beteiligung und die Beiträge des gesamten Austro Control-Instrument Flight Procedure Team (IFP) sowie der Flugsicherungsstelle Innsbruck und vieler anderer Stakeholder bereits in der Anfangsphase des Projekts waren entscheidend bei der Erreichung eines höchsten Sicherheits- und Effizienzniveaus bei gleichzeitiger Reduzierung der Umweltauswirkungen durch dieses innovative Instrumentenanflugverfahren.
 
Heuer wurden mit Salzburg (Piste 15) und Graz (Piste 17C) bzw. werden mit Klagenfurt (Piste 10L) auch für die letzten Pistenrichtungen in Österreich satellitengestützten Navigationsverfahren basierend auf EGNOS zur Verfügung gestellt, sodass eine gute Anfliegbarkeit in Schlechtwetterbedingungen gewährleistet ist. Verpflichtende Vorgaben der EU-Kommission für 2024 sind somit schon heuer erfüllt. Aktuell arbeitet das IFP-Team von Austro Control daran auch, diese modernen Navigationsmöglichkeiten im Bereich von Hubschrauberfahren einzusetzen. Hier erfolgt eine enge Kooperation mit Betreibern öffentlichen Interesses (Notarzthubschrauber, Krankentransport, Polizei).
 
Carlos Gonzaga-Lopez, Senior IFP-Experte, und Florian Michael Buchmann, Manager IFP bei Austro Control, haben kürzlich zusammen mit dem Projektteam des DLR im Journal of Air Transportation des American Institute of Aeronautics and Astronautics (AIAA) einen Beitrag über diese Leistung veröffentlicht. Diese wissenschaftlich-technische Publikation widmet sich der weltweiten Verbreitung neuer Entwicklungen im Flugverkehrsmanagement und Flugbetrieb.

Weitere Einzelheiten unter:
https://arc.aiaa.org/doi/10.2514/1.D0155